Wenn du dich bereits dazu entschlossen hast Klavier zu lernen – herzlichen Glückwunsch! Damit bist du schon einen Schritt weiter als viele Leute, die über den eigentlich-würde-ich-ja-gerne-Status nicht hinauskommen.
In meinem Leben gab es 2010 einen großen Einschnitt, und damals wurde mir bewusst, wie viele dieser aufgeschobenen Entscheidungen es in meinem Leben tatsächlich gab. Eine dieser Entscheidungen war, ein Klavierbuch zu schreiben, eine andere, einen YouTube-Kanal zu starten. Und beides läuft inzwischen recht gut.
Jedenfalls: Ein Instrument zu lernen ist eine der besten Entscheidungen die man treffen kann!
Hast du diesen Schritt erst einmal gemacht, stellt sich die Frage, welche Art zu Lernen am besten zu dir passt.
Immer eine gute Lösung ist ein Klavierlehrer, der sich persönlich um deine Fortschritte kümmert. Allerdings: Es muss passen! Und wie du das herausfindest, erfährst du, wenn du weiterliest.
- Die Auswahl
Zuerst mal: Wer bietet in deiner Nähe überhaupt Klavierunterricht an? Das kannst du ganz schnell im Internet herausfinden: Einfach den Suchbegriff „Klavierlehrer“, „Klavierunterricht“ oder „Musikschule“ und deinen Wohnort eingeben, schon erhältst du ein paar Vorschläge. Du kannst auch auf den „Gelben Seiten“ nachsehen (online oder als Buch). Und auch bei ebay-kleinanzeigen gibt es immer wieder einige Anbieter. Aber natürlich gibt es auch die „Geheimtipps“: Alteingesessene Koryphäen, die keine Werbung nötig haben. Frag doch einfach mal bei einem Musikgeschäft, besser noch einem Klavierhaus oder auch einem Klavierstimmer nach Empfehlungen.
2. Die Stilrichtung
Der wichtigste Faktor, ob ein Klavierlehrer zu dir passt, ist die Stilrichtung. Jemanden zu finden, der alles auf höchstem Niveau beherrscht (und das auch unterrichten kann!), dürfte schwierig werden.
Wenn du dich für z.B. Jazzimprovisation interessierst, ist der Spezialist für barocke Orgelmusik vermutlich nicht die richtige Adresse. Und wenn du leidenschaftlich gerne Mozart spielen willst, wird dir ein Boogie-Woogie-Pianist wohl nur begrenzt weiterhelfen können.
Frage dich also zuerst: Welche Art von Musik will ich auf dem Klavier spielen können? Und dann frag bei potentiellen Klavierlehrern an, ob sie dir das beibringen können. Tipp: Lass dir doch einfach auch mal was in der Stilistik vorspielen.
3. Die Zeit
Überlege dir, wie viel Zeit du für‘s Üben und den Unterricht aufwenden kannst und willst. Kannst du regelmäßig üben, ist ein wöchentlicher Unterricht eine gute Wahl. Gerade der Gedanke, an einem bestimmten Tag dem Lehrer wieder vorspielen zu müssen, hilft manchmal über Motivationstiefs hinweg.
Ein Lehrer, den man regelmäßig sieht, kann auch korrigierend eingreifen, wenn sich bestimmte Fehler einschleichen wollen. Fehler, die man über lange Zeit hinweg ständig macht (z.B. Haltungsfehler oder ungeeignete Fingersätze), bekommt man nämlich ganz schlecht wieder los.
Bist du eher der Lerntyp, der sich intensiv und selbständig in eine Sache einarbeitet, oder nicht so viel Zeit zum Üben hat, sind längere Intervalle sinnvoll. Hier solltest du dann abklären, ob der Lehrer auch ein anderes Modell anbietet. Neben wöchentlichem Unterricht sind auch noch viele andere Möglichkeiten verbreitet, wie z.B.
- Unterricht alle zwei Wochen
- Unterricht nach Bedarf
- sog. Fünfer- oder Zehnerkarten
4. Die Kosten
Ganz ehrlich: Klavierspielen können ist unbezahlbar. Es gibt wenige Dinge, die so erfüllend sind wie mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, was Menschen bewegt, oder sich ganz einfach musikalisch ausdrücken zu können. Mal so richtig in der Musik abzutauchen, sie aktiv zu gestalten, alles rauszulassen – das tut richtig gut und ist manchmal besser als jede Therapie!
Um Fehler zu vermeiden, die sich langfristig schwer korrigieren lassen und die einem das Klavierspielen verleiden lohnt es sich also gerade am Anfang durchaus, etwas in guten Klavierunterricht zu investieren.
Üblich sind, je nach Region, Preise zwischen €60,- und €120,- im Monat für wöchentlichen Unterricht à 45min. Dabei wird dann oft nicht in den Schulferien unterrichtet, d.h. du bezahlst für ca. 40 Klavierstunden im Jahr. Bei angenommenen Kosten von €80,- pro Monat kostet die einzelne Stunde dann €24,- [Rechnung: (80€ x 12 Monate) ÷ 40 Klavierstunden] Fünfer- oder Zehnerkarten sind erfahrungsgemäß etwas teurer, Einzelstunden am teuersten. Gerade am Anfang reicht vielleicht auch schon eine halbe Stunde pro Woche, während ich z.B. Fortgeschritten, die nach Bedarf kommen, gerne 60min unterrichte. Manche Klavierlehrer oder Musikschulen bieten auch Geschwister-, Mengen- oder Sozialermäßigungen an, es kann sich also lohnen, da mal nachzufragen.
5. Die „Chemie“
Ob es nun der russische Konzertpianist im Ruhestand ist oder die dynamische Musikstudentin: Der beste Lehrer nützt nur halb so viel, wenn man sich persönlich nicht versteht und du deshalb nur ungern zum Unterricht gehst. Ein persönliches Kennenlernen, am besten im Rahmen einer Probestunde, kann hier Klarheit schaffen. Falls ihr einen Unterrichtsvertrag abschließt, bestehe auf einer Probezeit. Manche Unterrichtsverträge werden nämlich ganzjährig abgeschlossen, ägerlich, wenn es dann nicht „passt“.
6. Referenzen
Jeder Lehrer ist nur so gut, wie die Ergebnisse, die er mit seinem Unterricht erzielt. Geh also ruhig mal zu einem öffentlichen Schülervorspiel, oder frage Andere nach ihren Erfahrungen.