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Wie du die Angst vor falschen Tönen los wirst

Bei Auftritten oder anderen Anlässen, bei denen man Zuhörer hat, ist sie besonders groß: Die Angst vor falschen Tönen. Was du dagegen tun kannst, erzähle ich dir auf dieser Seite.

1. Bereite dich gründlich vor. 

Je besser deine Vorbereitung, desto geringer die Fehlerquote. Lerne deine Stücke am besten auswendig (lies hierzu unbedingt auch Auswendig Klavierspielen). Spiele sie zur Übung deinen Freunden vor, damit du dich im vertrauten Umfeld an die Vorspielsitation gewöhnen kannst.

2. Benutze Noten als Backup

Wenn du deine Stücke auswendig spielen kannst, aber in der Aufregung leicht mal rausfliegst, stelle deine Noten aufs Klavier. Markiere dir die heiklen Passagen, damit du sie sofort findest, falls du in Gefahr gerätst, den Faden zu verlieren.

3. Spiel einfach weiter, als wäre nichts geschehen

Ich habe einmal auf einer Veranstaltung Präludium und Fuge in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach gespielt. Kurz vor Ende flog ich völlig raus, und hab dann die letzten Takte einfach frei improvisiert, eine Schlusskadenz gespielt und mir nichts anmerken lassen. Und weißt Du was: Kaum jemand hat etwas gemerkt! 

Nach meiner Einschätzung bemerken die meisten Zuhörer einen Fehler erst dann, wenn man aufhört zu spielen oder ein erschrockenes Gesicht macht. Deshalb: Auch wenn du dich noch so schlimm verspielt hast, lass dir den Fehler nie anmerken und spiel einfach weiter als wäre nichts geschehen. 

4. Was sind überhaupt „falsche Töne“?

„Falsch“ gibt es nur dort, wo es auch ein „Richtig“ gibt. Und wer entscheidet, was „richtig“ oder „falsch“ ist? Wer legt die „richtigen Töne“ fest? Genau: der Komponist, oder die Noten. 

Solange du also nach Noten spielst, gibt es richtige und falsche Töne. Steht das was du spielst in den Noten, spielst du richtig. 

Ich habe viele Leute unterrichtet, die ihr immer nur Klassik gespielt haben. Nichts gegen Klassik (ich liebe Bach!), aber mir war es immer irgendwie zu eng. Man studiert ein Stück Note für Note ein und versucht, es irgendwie mit Leben zu füllen. Naja, und diese Leute haben oft eine fast panische Angst davor, mal ganz frei und spontan ohne Noten zu spielen – es könnte sich ja „falsch“ anhören. 

Ok – wer legt nochmal fest, was „richtige“ und „falsche“ Töne sind? Der Komponist. Und wenn du improvisierst, dein eigenes Ding machst, kreativ bist… dann bist du der Komponist! Ahnst du, worauf ich hinaus will? 

Wenn du improvisierst, erschaffst du in dem Moment ein Musikstück. Dein Werk. Neu. Einzigartig. Niemand hat das Recht zu sagen, welcher deiner Töne falsch oder richtig ist. Nur du allein. Solange es für dich ok ist, ist es richtig. Basta.

Viele Jahre war ich als improvisierender Musiker damit beschäftigt, falsche Töne zu vermeiden. Aber als ich begriffen habe, dass nur ich und ich ganz alleine der Maßstab für „falsch“ oder „richtig“ in meiner Musik bin, änderte sich mein Klavierspiel fundamental. Dafür war eine kleine Übung ganz entscheidend – aber das führt jetzt zu weit.

5. Angst ist völlig fehl am Platz. 

Hast du Angst vor falschen Tönen, wenn niemand zuhört? Nein? Na siehst du. Die Angst hat also nichts damit zu tun, wie oft du dich verspielst, sondern damit, was die Zuhörer über dich denken. Und weißt du was? Die meisten Zuhörer freuen sich, dass überhaupt jemand live Klavier spielt! Mich hat zum Beispiel noch nie jemand nach einem Auftritt auf Fehler angesprochen. Warum? Weil die meisten Leute Fehler überhaupt nicht bemerken (siehe 3.), und weil es überhaupt nicht um Fehler geht, sondern um das, was Musik wirklich ausmacht: Freude, Emotionen, Leidenschaft, und darum, gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Du bist ein einzigartiger, wertvoller Mensch, und die Hauptsache am Klavier spielen ist, dass es dir ganz persönlich Spaß macht. Lass dir das bloß nicht durch irgendeinen Perfektionismus kaputtmachen!

6. Und wenn mal gar nichts mehr zu retten ist …

Manchmal hat man sich so übel verspielt, dass man abbrechen muss. Wenn das passiert ist das auch nicht weiter schlimm. Entspann dich, bleib locker und nimm‘s mit Humor. Die Zuschauer sehen viel lieber einen Menschen, der auch mal über sich selbst lachen kann, als jemanden, der krampfhaft alles richtig machen will. 

Stell dir mal eine Sängerin vor, die ihren Text vergisst. Sie hat zwei Möglichkeiten: Sie macht einen verzweifelten Gesichtsausdruck, blättert wild in ihren Noten, oder schaut hilfesuchend um sich. Oder: Sie singt einfach locker weiter, zum Beispiel „Oh nein, jetzt hab ich den Text vergessen, lalala…“ 

Was die Zuschauer beeindruckt, ist Authentizität. Also: Sei du selbst. Nimm‘s locker, und reagier spontan auf die Situation. Du kannst dem Publikum zum Beispiel eine kleine Geschichte oder einen Witz erzählen („Wussten Sie, dass es drei Arten von Musikern gibt? Die, die zählen können, und die die es nicht können!“), oder frag die Leute ganz direkt, ob du die „schwierige Stelle“ nochmal versuchen sollst. 

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Rudolf
Rudolf
1 Jahr zuvor

genau mit dem kämpfe ich auch seit Jahren. Blockaden. Muss mir nur vorstellen, vor Publikum zu sitzen und … Panik!!!

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